3. Advent 12.12.2021

Verbunden durch Liebe und Internet/ 3. Advent 12.12.2021


Pfr. Anette Prinz, Musikstücke: Susanne Weingart-Fink

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit dir.

Begrüßung: Auf dem Weg Richtung Weihnachten feiern wir den 3. Advent. Schon lange vor Jesu Geburt wurden Stimmen laut, die den Retter, den Heiland der Welt ankündigten. Sie fordern uns auf, uns auf sein Kommen vorzubereiten. Im Wochenspruch sagt der Prophet Jesaja:
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. (Jes 40,3.10)

EG 18
1 Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde, kommt, dass Friede werde.
2. Hirt und König, Groß und Klein, Kranke und Gesunde, Arme, Reiche lädt er ein, freut euch auf die Stunde, freut euch auf die Stunde.

Gebet Lebendiger Gott, dein Kommen in diese Welt haben Menschen verkündigt. Bis heute. Ich höre dieses Wort: „Gott kommt.“. Du bist im Kommen - ohne Gewalt und doch stärker als alle Macht der Welt. Du willst mich und mit mir die Welt verändern. Ich bitte dich: Lass mich deine Ankunft wahrnehmen. Öffne mich für deine Liebe. Ermutige mich immer wieder neu, Vorläuferin deiner Liebe in unserer Welt zu sein.

 

EG 8
1 Es kommt ein Schiff geladen bis an sein’ höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
2 Das Schiff geht still imTriebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.
3 Der Anker haft’ auf Erden, da ist das Schiff am Land. Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.

 

Bibeltext: Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse.
Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. (1.Korinther 4,1-2)

 

Christen haben es zu tun mit den Geheimnissen Gottes. Das sagt der Apostel Paulus. Und wann sollte das Geheimnisvolle uns begegnen, wenn nicht im Advent? Zum Beispiel, wenn wir in diesen Tagen ab und an zusammenstehen an einem Adventsfenster, die Dunkelheit nur erleuchtet durch ein wenig Kerzenlicht; und wir Geschichten und Gedichten lauschen, die dem Geheimnis von Weihnachten auf die Spur kommen wollen.

Das Wort „Geheimnis“ hat Martin Luther mit seiner Übersetzung in den Bibeltext gebracht. Eigentlich hätte er ruhig das Originalwort nehmen können: Mysterium. Denn damit haben wir es eigentlich zu tun beim Geheimnis: Mit etwas, was erfahrbar ist, sich aber nicht erklären und nur schwer beschreiben lässt. Das Mysterium hat etwas mit Gott zu tun.
Keine andere Weltreligion hat dieses Mysterium Gottes so offengelegt wie das Christentum.

Das Weihnachtsgeheimnis ist: Gott wird Mensch. Gott kommt zur Welt – als Mensch, ganz aus freien Stücken. Das ist keine mathematische Gleichung, die irgendwann aufgeht, wenn man nur lange genug darauf herumkaut. Kein Rätsel, das der Mensch lösen wird durch Wissenschaft und Forschung.

Es ist eine Zumutung an Herz und Verstand. Gott will Mensch werden, das ist uraltes Mysterium, ohne Erklärung. Dass Gott zum Greifen nahe ist, ein Mensch werden will wie du und ich und als Kind zur Welt kommen will wie du und ich, dass er so an unserer Seite sein will, damit wir ihn besser sehen und begreifen – dieses Geheimnis ist ein Akt der Liebe.
Das muss der Verstand erst mal verkraften. Das erschreckt uns womöglich, denn da sind viele Fragen, die offen bleiben im Gefängnis unseres Verstandes. Ich denke an Fragen, die in meinem Unterricht gestellt werden:
Wie hat Gott die Welt geschaffen? Wie wirkt der Segen? Wie erhört Gott unsere Gebete?
Wie wurde Jesus von den Toten erweckt? Wie wird es sein, wenn wir einmal sterben?
Was ist so besonders an der Taufe? Was geschieht beim Abendmahl?
Und eben auch die Frage die das Weihnachtsgeheimnis berührt: Warum wird Gott ein Kind?
Hätte er sich nicht einfach runterbeamen können vom Himmel?, so fragte mich einmal ein Schüler.

„Wo wir mit unserem Fragen und Forschen an Grenzen stoßen, beginnt der Glaube“. Manchmal ist das meine einzige Antwort auf die schwer lösbaren Fragen meiner Schüler und Schülerinnen.

Schöner und poetischer finde ich den Satz des amerikanischen Theologen und Philosophen Ralph W. Emerson (1803-1882): „Mir ist lieber, in einer von Geheimnissen umgegebenen Welt zu leben, als in einer, die so klein ist, dass mein Verstand sie begreift“. Mir gefällt diese Aussage sehr. Ich kann heute gut mit dem Gedanken leben, dass es mehr in unserer Welt gibt, als wir sehen und begreifen.

Und ich mag den Gedanken, dass Gott seine Geheimnisse mit mir teilt. Es ist, als würde er mich zur Komplizin machen. Davon schreibt ja der Apostel Paulus: „Wir sind es, denen Gott seine Geheimnisse anvertraut sind.“ Damit wir sie hüten wie einen Schatz. Damit wir sie sorgsam weiterverbreiten. Im rechten Moment. Damit wir da wo es nottut erzählen: Vom Geheimnis seiner Liebe. Von seiner Nähe zu den Menschen, die sich in Christus zeigt. Vom Geheimnis einer Lebenskraft, die stärker ist als der Tod. Vom Geheimnis, dass wir Menschen miteinander verbunden sind, auch wenn wir verschieden sind. Dass wir als Kinder des himmlischen Vaters zusammengehören. Und auch davon dürfen wir erzählen: Von dem Geheimnis, dass wir stark sind, wenn wir vertrauen. Da ist das Geheimnis der Taufe, ein unsichtbares Band zwischen Gott und mir. Da ist das Geheimnis von Brot und Wein, das uns zu einer großen Gemeinschaft macht.

Es sind so große Dinge, die Gott uns anvertraut. Nicht leicht mit Worten zu beschreiben. Ein Schatz in irdenen Gefäßen, so schrieb es Paulus einmal. Wunderbar und zerbrechlich.

Irgendwann ist der große Moment da, da kommt das Geheimnis ans Licht. Mit großer Freude und mit Staunen für die Treuen. Vielleicht auch mit „Furcht und Zittern,-sagt die Bibel- bei denen, die sich für Gottes Geheimnisse nie interessiert, sich nie für sie stark gemacht haben.

Vielleicht ist es aber auch nur ein kleiner, leiser Moment. Da blitzt etwas auf von der Schönheit und Wahrheit. Gott ist in der Welt: Ein kleines Kind in einem Stall in Bethlehem. Ein Bote des Höchsten, der bezeugt, was er glaubt. Einer, der den Menschen sagt: Komm mit, lass dich anstecken von meiner Liebe. Hör auf mein Wort und tu es mir gleich.

Wir Christinnen und Christen sind die, die diese gute Nachricht haben, damit es hell wird in finsterer Zeit.
Gott liebt diese Welt und er gibt sie nicht verloren. Allen Dunkelheiten zum Trotz. Immanuel. Gott ist mit uns. Ein Schatz, den wir hüten, so wie alles, was uns wertvoll ist. Das Rezeptbuch der Oma. Die Weihnachtsbasteleien aus den Kindertagen unserer groß gewordenen Kinder. Die Liebeserklärung des Partners. Und über
allem: Das große Ja, das Gott zu mir und zu dir sagt. Ein Schatz, den wir teilen, weil er die Welt heller macht.

NL 38
1 Es wird nicht immer dunkel sein, so klingt seit alter Zeit das Wort der Hoffnung heil hinein in Menschen-traurigkeit. Und halten auch die Hirten noch im Finstern ängstlich Wacht, hat doch Gott schon den Himmel aufgemacht in der Nacht, hat doch Gott schon längst den Himmel aufgemacht.

4 Es wird nicht immer dunkel sein hat uns das Kind gezeigt, auch wenn bis heut die Finsternis vor unsern
Augen steigt. Doch wer das Licht bei Jesus sucht noch in der tiefsten Nacht, der hat sich schon zum Himmel aufgemacht, hat bei Nacht sich auf Erden schon zum Himmel aufgemacht.

Gebet: Kommender Christus, so viele Geheimnisse sind mit dir und deinem (Wieder)kommen verbunden.
Ich will dich bitten: Hilf mir Erkennen wie in meinem Zweifel ein Glaube wächst; wie in meiner Alltäglichkeit Wunder geschehen; wie in meiner Wortlosigkeit ein Bekenntnis entsteht; wie in meiner Rastlosigkeit deine Ewigkeit beginnt. So kann der Friede, den du bringst, in mir beginnen. Vater unser

 

EG 10,4

Ach mache du mich Armen zu dieser heilgen Zeit aus Güte und Erbarmen, Herr Jesu, selbst bereit.
Zieh in mein Herz hinein vom Stall und von der Krippen, so werden Herz und Lippen dir allzeit dankbar sein.

Segen GOTT segne dich und behüte dich. GOTT lasse sein Angesicht leuchten über
und sei dir gnädig. GOTT schaue liebend zu dir hin und gebe dir Friede

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 3. Advent. Ihre Pfarrerin

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